Jedes Textil - egal ob Kleidung oder Heimtextilien - hat, wenn es keine Kunstfaser ist, seinen Anfang in der Landwirtschaft. Pflanzliche Fasern werden von Landwirtinnen und Landwirten angebaut, tierische Fasern stammen aus landwirtschaftlicher Tierhaltung. Sie werden nach der Ernte bzw. Schur aufwendig weiterverarbeitet, bis sie schließlich zu Garn werden, das verstrickt, verwebt oder anderweitig zu fertigen Produkten weiterverarbeitet werden kann. Diese aufwendige Wertschöpfung ist heute global organisiert, intransparent und verursacht grosse ökologische Schäden und menschliches Leid.
Das Ziel des ersten Fibershed-Netzwerkes in den USA war es, diese komplexe Wertschöpfung zurück in die eigene Region zu holen und dadurch die einzelnen Schritte der Verarbeitung nicht nur für alle sichtbar und nachvollziehbar zu machen, sondern auch die Menschen, die daran beteiligt sind, wieder direkt in Beziehung zueinander zu bringen. Nach diesem Vorbild sind dutzende weitere, regionale Fibershed-Netzwerke weltweit entstanden, die miteinander im Austausch stehen.
"Fibershed" ist übrigens bildlich übertragen ein Haus, in dem der gesamte Verarbeitungsprozess von der Pflanze bis zur fertigen Kleidung stattfindet. So wurde z.B. Flachs früher von den Bauern selbst angebaut, nach der Ernte in vielen Schritten zu Fasern verarbeitet, dann von den Bäuerinnen gesponnen, verzwirnt und meist auch im Bauernhaus zu Stoff (Leinen) verwebt und zu Kleidung vernäht. Auch wenn unser Ziel nicht ist, zu einer bäuerlichen Selbstversorgung zurückzukehren hilft das Bild, das Anliegen der Fibershed-Bewegung zu verstehen.